Was tun gegen nächtliche Unruhe bei alten Hunden?
Wer nachts regelmäßig von seinem alten Hund geweckt wird, will vor allem eines: wieder ruhig schlafen, und das möglichst schnell! Deshalb werden Tierärzte oft nach Beruhigungsmitteln für Hunde mit nächtlicher Unruhe gefragt. Schlafstörungen bei älteren Hunden können jedoch ein Hinweis auf tiefergehende Probleme sein, z.B. Schmerzen oder eine Demenz. Alte Hunde, die schlecht schlafen, sollten daher auf jeden Fall tierärztlich untersucht werden.
Je genauer Sie den Ursachen der nächtlichen Unruhe auf den Grund gehen, desto gezielter können Sie Ihrem Hund helfen. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen zeigen, was Hunde häufig nachts wach hält und was Sie zuhause für einen erholsamen Schlaf Ihres Hundes tun können. Eine gute Schlafhygiene, eine passende Schlafumgebung und eine gezielte Ernährung können älteren Hunden helfen, nachts entspannt zu schlafen.
Die Informationen in diesem Beitrag sollen ein breiteres Verständnis und Wissen über nächtliche Unruhe bei alten Hunden fördern. Sie sind nicht dazu bestimmt, eine individuelle tierärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung zu ersetzen.
Warum schläft mein alter Hund nachts so schlecht?
Der Schlafrhythmus älterer Hunde verändert sich ähnlich wie bei älteren Menschen. Es ist normal, dass sie nachts weniger lange durchschlafen und häufiger aufwachen. Ist Ihr alter Hund jedoch nachts so unruhig, dass er Sie häufig weckt, steckt vermutlich mehr dahinter.
Nächtliche Unruhe bei alten Hunden kann durch eine Demenz (canine kognitive Dysfunktion) entstehen, doch auch andere Erkrankungen können die Ursache sein. Je genauer Sie verstehen, was Ihrem Hund den Schlaf raubt, desto besser können Sie ihm helfen, wieder ruhig durchzuschlafen.
1. Verlust des Zeitgefühls: Ähnlich wie Menschen mit Alzheimer können auch alte Hunde mit Demenz ihr Zeitgefühl verlieren. Durch die Veränderungen im Gehirn kommt ihr Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander. Viele Hunde mit Demenz schlafen tagsüber mehr oder ruhen zumindest viel. Abends sind sie unruhiger als früher und nachts wachen sie häufiger auf. Eine demenzfreundliche Tagesroutine kann betroffenen Hunden Halt geben und ihren Nachtschlaf verbessern helfen.
2. Orientierungslosigkeit: Je fortgeschrittener die Demenz, desto schwerer fällt es dem betroffenen Hund, sich zu orientieren. Anfangs haben Hunde vor allem in unbekannter Umgebung Orientierungsprobleme, später auch in gewohnter Umgebung. Dies kann ein Grund für nächtliches Umherwandern sein. Eine demenzfreundliche Schlafumgebung kann dazu beitragen, Ihrem Hund mehr Sicherheit zu vermitteln.
3. Ängstlichkeit: Wer ist das? Wo bin ich? Was soll ich jetzt machen? Erinnerungsvermögen, Orientierung und die Fähigkeit, Probleme zu lösen, werden durch eine Demenz beeinträchtigt. Betroffene Hunde reagieren auf Situationen verunsichert, die ihnen früher gar nichts ausgemacht haben und dieser Stress kann ihren Schlaf beeinträchtigen. Schon eine beginnende Demenz führt bei Hunden oft zu Ängstlichkeit. Deshalb sind viele alte Hunde nicht gern allein. So kann es zum Beispiel passieren, dass Ihr alter Hund, der nachts durch ein ungewohntes Geräusch geweckt wird, aufgeregt bellt und die Aufmerksamkeit seiner Bezugsperson sucht, um sich sicherer zu fühlen.
4. Schlechte Augen: Viele ältere Hunde haben eine altersbedingte Linsentrübung (Katarakt, Grauer Star) oder andere Augenerkrankungen, die ihnen das Sehen erschweren. Alte Hunde mit trüben Augen sehen ihre Umgebung wie durch einen Nebel, können bei wenig Licht kaum etwas erkennen und werden durch plötzliche Lichtveränderungen leicht geblendet. Ist Ihr Hund betroffen, kann er sich nachts schlechter orientieren oder lässt sich vielleicht durch das Licht vorbeifahrender Autos irritieren. Beides kann Ängstlichkeit und nächtliche Unruhe hervorrufen.
5. Schmerzen: Ein oft übersehener Grund für nächtliche Unruhe sind Schmerzen, die älteren Hunden den Schlaf rauben. Die meisten alten Hunde leiden unter Gelenkverschleiß (Arthrose). Viele von ihnen wachen nachts häufiger auf, weil ihre Gelenke schmerzen, wenn sie längere Zeit in einer Position liegen. Besonders das Liegen auf hartem Untergrund fällt Hunden mit Arthrose schwer. Lassen Sie Ihren Hund tierärztlich untersuchen, um Gelenkschmerzen und andere häufige Probleme wie Zahnschmerzen oder Bauchschmerzen als Ursache der Schlafprobleme ausschließen oder gegebenenfalls behandeln zu können.
So schläft Ihr Hund besser: 8 Tipps gegen nächtliche Unruhe
Schlafhygiene für Hunde mit Demenz
1. Feste Routinen: Ein vorhersehbarer Tagesablauf ist wichtig für Hunde mit Demenz, weil ihr Zeitgefühl beeinträchtigt sein kann und weil sie von Veränderungen schnell überfordert werden. Feste Zeiten für die Fütterung, Spaziergänge und die Nachtruhe geben ihnen Halt und Sicherheit.
2. Bewegung und Beschäftigung: Viele alte Hunde, die nachts unruhig sind, holen tagsüber Schlaf nach und sind daher abends nicht müde. Halten Sie Ihren Hund tagsüber möglichst aktiv durch Bewegung und durch Spiele, die ihn geistig fordern, ohne ihn zu überfordern. Das bremst gleichzeitig auch das Fortschreiten der Demenz, wie Forscher zeigen konnten (Mehr erfahren). Vermeiden Sie es jedoch, Ihren Hund unmittelbar vor dem Schlafengehen aufzuregen.
3. Ruhiges Abendritual: Damit Ihr Hund abends besser zur Ruhe kommt, kann eine Entspannungsroutine sinnvoll sein. Ein ruhiger Abendspaziergang und eine abendliche Kuschelrunde können Ihrem Hund helfen, Stress abzubauen und sich zu entspannen. Viele Hunde mit Demenz-bedingter Ängstlichkeit suchen die Nähe ihrer Menschen, um sich sicherer zu fühlen. Andererseits können Hunde mit Demenz oder Schmerzen auf Berührungen auch irritiert reagieren. Probieren Sie aus, wie viel Nähe Ihrem Hundesenior gut tut, ohne ihn zu überfordern.
4. Fütterung: Ältere Hunde haben eine träge Verdauung. Vermeiden Sie daher große Mahlzeiten am Abend, die den Schlaf Ihres Hundes stören könnten. Eine gesunde, an die Bedürfnisse von Hundesenioren angepasste Ernährung kann zudem Hirnfunktion, Stressresistenz und gesunden Schlaf unterstützen.
Demenzfreundliche Schlafumgebung für Hunde
5. Ruhige Atmosphäre: Minimieren Sie störende Reize wie laute Geräusche oder grelles Licht, die Ihren Hund nachts irritieren könnten. Das Schließen von Vorhängen und die Reduzierung von Hintergrundgeräuschen schaffen eine beruhigende Umgebung, die Ihrem Hund hilft, sich zu entspannen. Auch etwas Lavendelduft oder beruhigende Pheromone (DAP = Dog Appeasing Pheromone) können zur Entspannung beitragen.
6. Komfortabler Schlafplatz: Stellen Sie sicher, dass Ihr Hund einen weichen, ruhigen Schlafplatz hat. Orthopädische Hundebetten sind besonders für Hunde mit Arthrose sinnvoll, um nächtliche Schmerzen zu minimieren. Wenn Ihr Hund nachts Ihre Nähe sucht, überlegen Sie, ob es beiden Parteien hilft, wenn er im gleichen Raum schläft. Manchmal genügt auch ein getragenes Kleidungsstück, um Ihrem Hund ein Gefühl von Sicherheit zu geben.
7. Vertraute Umgebung: Da Hunde mit Demenz häufig Probleme haben, sich zu orientieren, können Veränderungen ihrer Schlafumgebung nächtliche Unruhe fördern. Vermeiden Sie beispielsweise das Umstellen von Möbeln.
8. Orientierungshilfen: Erleichtern Sie Ihrem Hund die Orientierung im Dunkeln, indem Sie Laufwege frei halten und eventuell ein Nachtlicht installieren. Eine altersbedingte Linsentrübung (Grauer Star) beeinträchtigt vor allem das Sehen in der Dunkelheit.

Nervennahrung: Hundefutter für guten Schlaf
Eine gesunde Ernährung kann die Hirnfunktion älterer Hunde unterstützen und zur Entspannung beitragen. Beides ist für einen gesunden Schlaf des Hundes wichtig.
Gesunde Hirnfunktion unterstützen
Mit dem Alter verändern sich die Ernährungsbedürfnisse von Hunden. Wichtig für den Erhalt einer gesunden Hirnfunktion sind z.B. Omega-3-Fettsäuren, L-Carnitin, B-Vitamine und Antioxidantien (z.B. Vitamin C und E, Curcuma-Extrakt). Deshalb ist es sinnvoll, die Ernährung älterer Hunde mit diesen Nährstoffen anzureichern. Wissenschaftlern zufolge kann eine ausgewogene, auf das Alter des Hundes abgestimmte Ernährung das Risiko einer Demenzerkrankung deutlich verringern (Sung 2016). Wir empfehlen die Fütterung eines hochwertigen Seniorfutters mit einem hohen Omega-3-Gehalt in der Regel ab dem 7. Lebensjahr, bei großen Hunden auch früher (Mehr erfahren). Kommt die Fütterung eines Seniorfutters nicht infrage, können die erwähnten Nährstoffe auch durch Ergänzungsfutter geliefert werden.
An Demenz erkrankte Hunde können außerdem von einer mit MCT (mittelkettigen Fettsäuren) angereicherten Spezialdiät profitieren. MCTs können helfen, die Energieversorgung des Gehirns zu optimieren und so zur Verringerung von Demenzsymptomen wie nächtlicher Unruhe beitragen (Mehr erfahren).
Stresspegel senken
Angst und Stress können nächtliche Unruhe bei Hunden mit Demenz auslösen oder verstärken. Die Ernährung kann dazu beitragen, körpereigene Mechanismen zur Stressbewältigung zu stärken und eine natürliche Entspannung zu fördern. Hier möchten wir Ihnen beispielhaft einige Nährstoffe vorstellen, die zur natürlichen Balance beitragen und einen gesunden Schlaf unterstützen können.
Bioaktives Milcheiweiß (Trypsin-hydrolysiertes Kasein): Dieses spezielle Milchprotein ist für den beruhigenden Effekt des Säugens mitverantwortlich. Es unterstützt körpereigene Entspannungsmechanismen und kann Hunden helfen, besser mit stressigen Situationen umzugehen. Studien zufolge kann bioaktives Milcheiweiß einen gesunden Tiefschlaf sowie den für die Stressbewältigung wichtigen REM-Schlaf fördern (Guesdon 2006).
PEA (Palmitoylethanolamid): PEA ist an der natürlichen körpereigenen Stressregulation beteiligt, unter anderem durch Stimulation des sogenannten Endocannabinoid-Systems. Dieses System spielt eine wichtige Rolle für das Gleichgewicht zahlreicher Körperfunktionen, darunter z.B. Appetit, Gedächtnis, Stimmung, Stressbewältigung und Schlaf.
L-Tryptophan: Die essentielle Aminosäure L-Tryptophan ist eine wichtige Vorstufe für die Bildung des “Schlafhormons” Melatonin und des “Glückshormons” Serotonin. Melatonin und Serotonin sind für die natürliche Schlaf-Wach-Regulation sehr wichtig. Serotonin beeinflusst zudem Aufmerksamkeit, Stimmungslage, Fressverhalten und Gedächtnisfunktion positiv. Studien bei Menschen mit Schlafproblemen zeigten, dass die Ergänzung von L-Tryptophan die Schlafqualität verbessern kann (Sutanto 2021). Bei Hunden konnte eine mit Grüntee-Extrakt und L-Tryptophan angereicherte Ernährung Stress mindern (Sechi 2017).
B-Vitamine: B-Vitamine sind für eine gesunde Funktion des Nervensystems wichtig und an der Melatonin-Synthese beteiligt. Ein Mangel an B-Vitaminen kann bei Hunden neben Blutarmut und Erschöpfung auch zu vermehrter Ängstlichkeit und Schlafstörungen führen. Ältere und gestresste Hunde haben einen erhöhten Bedarf an B-Vitaminen.
Hinweis: Ergänzungsfuttermittel ersetzen keine tierärztliche Behandlung. Forschungsergebnisse lassen sich nicht ohne Weiteres auf individuelle Fälle übertragen. Bitte halten Sie Rücksprache mit Ihrem behandelnden Tierarzt, um die individuellen Bedürfnisse Ihres Hundes zu berücksichtigen.
Ausgewählte Quellen
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