Entzündungen
Kurkuma: Ein altes Heilmittel überzeugt die Wissenschaft
Kurkuma als Heilmittel
Nahrung soll Mensch und Tier heute nicht mehr nur satt machen, sondern auch gesünder. Die Grenze zwischen Nahrungsmittel und Medizin verschwimmt - in der Ernährung von Hund, Katze und Pferd ebenso wie bei uns selbst.
Je exotischer (und teurer) der Nahrungszusatz, desto gesünder soll er machen. Doch bei vielen so genannten Superfoods ist nicht klar, wie und in welcher Menge sie Mensch, Hund, Katze oder Pferd überhaupt einen Nutzen bringen und ob ihre tägliche Verwendung nicht vielleicht gar schadet.
Kurkuma passt auf den ersten Blick voll in die Superfood-Mode. Die Liste der angepriesenen Kurkuma-Wirkungen ist so lang, dass es kaum ein Tier oder einen Menschen gibt, der nicht von Kurkuma profitieren würde. Alles nur eine Marketing-Masche?
Interessant wird es auf den zweiten Blick: Kurkuma wird seit Jahrtausenden in der ayurvedischen Medizin verwendet. Doch erst seit den späten Neunzigern wird seine heilende Wirkung intensiver mit modernen wissenschaftlichen Methoden erforscht. Dass Kurkuma zum Beispiel gegen Entzündungen wirkt, war unbestritten. Wie, in welcher Menge und bei wem Kurkuma wirkt, kristallisiert sich erst in den letzten Jahren immer deutlicher heraus.
Kurkumaforschung - vom Labor in die Praxis
Die medizinische Wissenschaftdatenbank PubMed spuckt bei der Suche nach dem wichtigsten Kurkumawirkstoff, dem Curcumin, über 8800 Studien und Übersichtsarbeiten aus. Einige besonders interessante Ergebnisse schafften es sogar bis in das renommierte Fachblatt “Nature”. Dort zu veröffentlichen ist wohl der Traum jedes Naturwissenschaftlers, denn es stellt die höchsten Anforderungen an die wissenschaftliche Qualität.
Nach vielen ermutigenden Laborergebnissen veröffentlichen Forscher jetzt immer mehr Studien, in denen Curcumin seine Wirkung am menschlichen Patienten unter Beweis stellen konnte, beispielsweise bei Patienten mit Arthrose, metabolischem Syndrom (Übergewicht, Altersdiabetes und Herzkreislauf-Problemen), Lebererkrankungen, Alzheimer oder verschiedenen Krebsarten. Erst vor wenigen Wochen (März 2016) titelte die indische Times “Es ist bewiesen, Curcumin aus Kurkuma tötet Dickdarmkrebszellen” als Reaktion auf eine Krebsstudie, die das seltene Vorkommen von Dickdarmkrebs in Indien teilweise zu erklären scheint.
Zur Kurkumawirkung bei Hund und Pferd gibt es bisher vor allem Laborergebnisse, in denen die Wirkung von Curcumin auf bestimmte Zelltypen erforscht wurde. Zum Beispiel auf Knorpelzellen oder Immunzellen, die bei allergischen und chronischen Entzündungen eine wichtige Rolle spielen. Eine klinische Studien an Hundepatienten enttäuschte zunächst, da Curcumin kaum in den Körper aufgenommen wird, wenn man es einfach ins Futter mischt. Seit die Wissenschaftler besser verstehen, wie die Kurkumabestandteile aufgenommen und verstoffwechselt werden, scheint sich jedoch auch in der tiermedizinischen Forschung der Nutzen der indischen Heilpflanze zu beweisen. Die Entzündungsvorgänge, in die Curcumin eingreift, laufen beim Tier ebenso ab wie beim Menschen. Eine ähnliche Wirkung bei einigen Krankheiten zu erwarten, ist also realistisch.
Was ist Kurkuma?
Ein Exot ist Kurkuma in der deutschen Küche schon lange nicht mehr. Als wichtigster Bestandteil jeder europäischen Curry-Gewürzmischung gehört es auf jede Currywurst und in jeden Curry-Ketchup. Doch auch wer kein Curry mag, kommt um das gelbe Pulver nicht herum: Als E100 ist der Kurkuma-Farbstoff Curcumin in Deutschland zum Färben von Lebensmitteln zugelassen und findet sich zum Beispiel in Senf, Margarine, Marmelade oder Wurst.
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Currywurst essen macht weder Mensch noch Tier gesünder.
Gewonnen wird Curcumin bzw. Kurkumapulver aus der Wurzelknolle der Gelbwurz-Pflanze (Curcuma longa), die in tropischen Gebieten wächst und vor allem in Indien angebaut wird. Sie ist mit dem Ingwer verwandt. Ingwer- und Kurkuma-Knolle sehen sich von außen sehr ähnlich. Erst wenn man sie aufschneidet, sieht man das leuchtende Kurkumagelb.
In der asiatischen Küche schätzt man Kurkuma für seine verdauungsfördernde Wirkung, denn es regt den Gallefluss an und erleichtert so die Verdauung schwerer, fetthaltiger Speisen. Die ayurvedische Medizin nutzt Kurkuma neben der Behandlung von Verdauungsproblemen auch bei verschiedensten Entzündungen, bei Atemwegserkrankungen und zur Förderung der Wundheilung.
Was macht Kurkuma so besonders?
Das Besondere an Kurkuma ist, dass es gegen so viele verschiedene Krankheiten wirken soll. Kann es tatsächlich sein, dass Kurkuma gegen Arthrose, Allergien, Diabetes, Leberkrankheiten, Darmentzündungen, verschiedene Krebsarten und noch einige Erkrankungen mehr gleichzeitig wirkt? Wie soll das gehen?
Eine der wissenschaftlich erforschten Antworten darauf ist, dass Curcumin Entzündungen sehr effektiv hemmen kann. Es greift sehr früh und an zentralen Stellen im Entzündungsgeschehen ein. Alle genannten Erkrankungen haben in irgendeiner Form mit chronischen oder aus dem Ruder gelaufenen Entzündungen zu tun. Selbst Krebs, denn chronische Entzündungen erhöhen das Risiko für viele Krebsarten.
Curcumin und ähnliche in Kurkumaknollen vorkommende Stoffe (Curcuminoide), sind außerdem Antioxidanzien. Sie schützen Körperzellen von Mensch und Tier gegen Schäden durch so genannte Freie Radikale. Diese entstehen im normalen Stoffwechsel, greifen Zellbestandteile wie die Erbsubstanz, wichtige Stoffwechselenzyme oder die schützende Zellmembran an und müssen jeden Tag in unvorstellbar großer Zahl von Antioxidanzien neutralisiert werden. Nehmen die Freien Radikale Überhand und lassen sich nicht mehr von den Antioxidanzien in Schach halten, leidet der Körper unter “oxidativem Stress”.
Oxidativer Stress wiederum gilt als wichtige Ursache für die Entstehung chronischer Entzündungen, für Alterungsprozesse und die Krebsentstehung. Mehr über oxidativen Stress lesen Sie z.B. in unserem Beitrag zu chronischen Entzündungen. Über die Auswirkungen von oxidativem Stress auf das Immunsystem informiert Sie der Beitrag Wie stärke ich das Immunsystem meines Hundes?.
Bei welchen Erkrankungen von Hund und Pferd wird Kurkuma eingesetzt?
Das klassische Einsatzgebiet von Kurkuma ist die Unterstützung der Verdauung. Als Zutat verschiedener Ergänzungsfutter gegen Durchfall, Darmentzündungen und Verdauungsbeschwerden findet man es im Handel. Da Kurkuma den Gallefluss anregt und die Regeneration der Leber fördert, ist es auch sinnvoller Bestandteil von Leberschutzpräparaten.
Durch seine antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkungen dient Kurkuma außerdem zur Unterstützung des Immunsystems bei Abwehrschwäche und zur Immunregulation bei allergischen Erkrankungen. Beispielsweise steckt Kurkuma in Royal Canin Skin Support, einem Hundefutter für Hunde mit chronischen Hauterkrankungen. Hier kommt neben seinen anti-allergischen und anti-entzündlichen Wirkungen auch die wundheilungsfördernde Wirkung zum Tragen. Noch in der Erprobung ist Kurkuma bei entzündlich-allergischen Atemwegserkrankungen des Pferdes wie der Chronisch Obstruktiven Bronchitis (COB).
Bei Arthrose wirkt Curcumin entzündungshemmend und schmerzlindernd. Es ist in Spezialfutter für arthrosekranke Hunde und in Nahrungsergänzungen für Hunde mit Gelenkproblemen enthalten.
Mehr über die Kurkumawirkung bei Arthrose erfahren Sie im Beitrag “Welche Nährstoffe unterstützen die Gelenkgesundheit?”.
Worauf muss ich achten, wenn ich meinem Tier Kurkuma geben möchte?
So ziemlich jeder hat Kurkuma als Gewürz Zuhause und auch frische Kurkumaknollen sind in Deutschland mittlerweile einigermaßen leicht zu kaufen. Also warum nicht einfach mal etwas Kurkuma in den Napf oder die Futterkrippe geben? Ganz so einfach ist es leider nicht. Der Hauptwirkstoff Curcumin macht weniger als 5% der Wurzelknolle aus und von diesen höchstens fünf Prozent gelangt gerade einmal ein Hundertstel (1%) ins Blut. Sie bräuchten folglich sehr viel Kurkuma, um bei Ihrem Hund oder Ihrem Pferd auf diese Weise überhaupt eine Wirkung zu erzielen.
Gegen haufenweise Kurkuma im Futter spricht aber nicht nur, dass Ihr Tier das vielleicht nicht mehr frisst - es könnte sein, dass ihm bei dieser Kur dann doch schlecht wird. Und nicht vergessen: Der wichtigste Kurkumawirkstoff ist der gelbe Farbstoff, der wirklich ziemlich gut färbt!
Falls Ihr Hund Ihnen nach dem Fressen einmal den Kopf aufs Knie legt und Ihre Hose gelbe Flecken bekommt, ist das meist nicht weiter tragisch. Die können Sie nach dem Waschen (Hilfe, der Fleck ist immer noch da!) einfach für ein paar Stunden in die Sonne hängen. So bekommen auch indische Restaurants ihre Servietten wieder blütenweiß. Doch bei Sofa und Teppich ist das schwieriger.
Um eine Heilwirkung zu erzielen, greifen Sie besser auf konzentrierte Kurkumapräparate zurück. Sie sollten so zusammengesetzt sein, dass das Curcumin besser ins Blut aufgenommen werden kann, beispielsweise indem Schwarzer-Pfeffer-Extrakt (Piperin) beigemischt wurde. Inzwischen gibt es auch Produkte, in denen das Curcumin auf besondere Weise umhüllt wurde, um seine Aufnahme zu verbessern. Doch Vorsicht bei der Anwendung von Nahrungsergänzungen für Menschen:
Auch wenn Kurkumaprodukte “nur” als Nahrungsergänzung und nicht als Arzneimittel im Handel sind, sollten Sie ihre Wirkung nicht unterschätzen. Wenn Ihr Tier unter einer chronischen Erkrankung leidet, holen Sie bitte vor der Anwendung einen tierärztlichen Rat ein. Die Anregung der Galletätigkeit kann zum Beispiel bei Hunden oder Katzen mit Gallensteinen zu Problemen führen. Da Kurkuma die Insulinausschüttung erhöhen und auch auf andere Arten den Blutzuckerspiegel senken kann, ist es zwar für die Diabetestherapie interessant, sollte aber keinesfalls ohne tierärztlichen Rat an Diabetiker verfüttert werden.
Fazit: Richtig angewendet ist Kurkuma ein wertvoller Helfer vor allem gegen entzündlich bedingte Erkrankungen. Eine falsche Anwendung zeigt im besten Fall keine Wirkung, kann aber auch Gesundheitsprobleme verschärfen.