Arthrose
Chronische Gelenkerkrankungen bei Hunden
- Was ist Arthrose? Was ist Arthritis?
- Wie häufig ist Arthrose bei Hunden?
- Welche Ursachen hat Arthrose bei Hunden?
- Was bedeutet die Arthrose für meinen Hund?
- Woran kann ich erkennen, ob mein Hund Gelenkprobleme hat?
- Wie wird Arthrose bei Hunden behandelt?
- Wie kann ich meinem Hund bei Arthrose noch helfen?
- Wie kann man Gelenkerkrankungen bei Hunden vorbeugen?
Was ist Arthrose? Was ist Arthritis?
Als Arthrose (auch Osteoarthrose) bezeichnet man Verschleißerscheinungen an Gelenken aufgrund von chronischen Gelenkerkrankungen. In arthrotischen Gelenken findet man Schäden am Gelenkknorpel, überschießendes Knochengewebe, eine verdickte Gelenkkapsel und Veränderungen der Gelenkschmiere. Diese degenerativen Veränderungen, die Ausdruck fehlgeschlagener Reparaturversuche des Organismus sind, schränken die Funktion des Gelenks ein und führen zu Gelenkschmerzen.
Eine Arthritis ist eine Gelenkentzündung (akut oder chronisch), die oft zu bleibenden Schäden an Gelenkstrukturen führt, sprich zu Arthrose. Arthritis kann die verschiedensten Ursachen haben, zum Beispiel kann eine bakterielle Infektion Arthritis auslösen (z.B. Borreliose) oder auch eine Immunerkrankung (z.B. Rheuma). Eine besonders häufige Ursache der Arthritis ist allerdings ein Knorpelschaden, denn die dabei frei werdenden Knorpelbestandteile werden vom Immunsystem fälschlicherweise als Fremdstoffe eingestuft und mithilfe einer Entzündungsreaktion bekämpft.
Durch die Knorpelschädigung bei Arthrose kommt es also immer wieder auch zu Arthritisschüben bei Ihrem Hund, die das betroffene Gelenk weiter zerstören. So entsteht ein Teufelskreis aus Arthrose, Arthritis und noch mehr Arthrose ...
Im englischen Sprachraum bezeichnet man Arthrose als Osteoarthritis (OA).
Wie häufig ist Arthrose bei Hunden?
Insgesamt gesehen hat mindestens jeder fünfte Hund Arthrose. Manche Hunderassen sind jedoch deutlich häufiger betroffen als andere. Woran das liegt, lesen Sie im nächsten Abschnitt.
Welche Ursachen hat Arthrose bei Hunden?
Arthrose entsteht in der Regel durch eine übermäßige Belastung der Gelenke, die den Knorpel schädigt. Das kann eine absolute Überlastung durch Einwirkung starker Kräfte sein, oder eine relative Überlastung, wenn der Knorpel vorgeschädigt ist.
Bei Hunden entsteht die Überlastung des Gelenkknorpels in der Regel sekundär, als Folge von
- Gelenkfehlstellungen (Dysplasien, Instabilitäten)
- genetisch bedingten Knorpelveränderungen, z.B. Osteochondrosis dissecans (OCD)
- Unfällen (Traumata) mit Knorpelverletzungen
- übermäßiger Belastung, z.B. bei Sport- und Gebrauchshunden
- Übergewicht
Übergewicht fördert Arthrose nicht nur durch die höhere Belastung der Gelenke, sondern auch, weil Hormone aus dem im Übermaß vorhandenen Fettgewebe Entzündungen fördern.
Mit höherem Alter steigt das Arthroserisiko, weil der Gelenkknorpel älterer Tiere weniger elastisch und belastbar ist.
Da unsere Hunde erfreulicherweise immer älter, leider aber auch immer dicker werden, nimmt die Zahl behandlungsbedürftiger Gelenkerkrankungen bei Hunden immer mehr zu.
Rassen, die besonders häufig unter Arthrose leiden sind z.B.
- Deutscher Schäferhund
- Retriever
- Rottweiler
- Berner Sennenhund
Besonders gefährdet sind Hunde großer Rassen mit Übergewicht und/oder einer Gelenkfehlstellung (z.B. Hüftdysplasie; HD) bzw. einer alten Gelenkverletzung.
Was bedeutet die Arthrose für meinen Hund?
Was die Arthrose für Ihren Hund bedeutet, ist im Einzelfall schwer zu sagen, denn vom Menschen wissen wir, dass nicht jede im Röntgenbild sichtbare Arthrose auch tatsächlich Schmerzen verursacht und dass eine geringe Bewegungseinschränkung oft gar nicht wahrgenommen wird. Allerdings ist Arthrose eine fortschreitende Erkrankung und ab einem gewissen Grad der Schädigung wird ein arthrotisches Gelenk unausweichlich Schmerzen verursachen.
Sie müssen also damit rechnen, das Ihr Hund aufgrund von Arthrose Schmerzen leidet, auch wenn er nicht humpelt, hinkt oder lahmt.
Vieles was wir gemeinhin auf "das Alter" schieben, beispielsweise Bewegungsunlust oder ein steifererGang, ist tatsächlich Ausdruck von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen durch Arthrose. Je nach Wetterlage sind diese Schmerzen mal mehr, mal weniger stark spürbar. Je nach Schwere der Arthrose tut es vielleicht nur bei manchen Bewegungen weh oder sogar wenn Ihr Hund einfach nur liegt. Solche chronischen Schmerzen schränken die Lebensqualität Ihres Hundes massiv ein.
Woran kann ich erkennen, ob mein Hund Gelenkprobleme hat?
Viele Hundebesitzer glauben, so lange ihr Hund nicht humpelt, ist mit seinen Gelenken alles in Ordnung. So deutlich äußert sich Arthrose jedoch häufig erst, wenn sie schon weit fortgeschritten ist. Zu Beginn sind die Anzeichen von Gelenkproblemen viel schwerer zu erkennen. Hunde mit Arthrose:
- wollen z.B. keine weiten Spaziergänge machen
- spielen weniger oder gar nicht mehr
- meiden harte, kühle oder zugige Liegeplätze
- wollen bzw. können nicht mehr ins Auto springen oder keine Treppen mehr steigen
- sind besonders morgens oder nach längeren Ruhephasen steif und unbeweglich
- zeigen einen steifen Gang und können sich nicht mehr so gut ausstrecken, weil ihre Gelenke weniger beweglich sind
Die Symptome verstärken sich häufig nach körperlicher Belastung (z.B. einem längeren Spaziergang am Tag zuvor) oder bei nasskaltem Wetter bzw. plötzlichen Wetteränderungen.
Hunde mit Arthrose verweigern körperliche Bewegung, weil sie Schmerzen haben, wenn sie sich bewegen. Es kann also passieren, dass Sie Ihrem Hund weh tun, wenn Sie ihm z.B. ins Auto helfen wollen. Manch ein Arthrosepatient hat dabei in seiner Not schon nach der helfenden Hand geschnappt.
Plötzliche Aggressivität oder Ängstlichkeit kann Ausdruck von Gelenkschmerzen sein!
Arthrose ist eine schubweise voranschreitende Erkrankung. Das bedeutet, die betroffenen Gelenke werden immer unbeweglicher, der Gang steifer bzw. Lahmheiten deutlicher und die Muskulatur im Bereich der erkrankten Gelenke bildet sich zurück (Muskelatrophie).
Wie wird Arthrose bei Hunden behandelt?
Eine Arthrose ist zwar nicht heilbar, doch lässt sich ihr Fortschreiten durch verschiedene Maßnahmen verlangsamen und auch Sie können viel dafür tun, Ihrem Hund das Leben mit der Arthrose zu erleichtern.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Hund Gelenkprobleme hat, gehen Sie bitte mit ihm zum Tierarzt. Er kann mögliche andere Schmerzursachen ausschließen, eine genaue Diagnose stellen und einen individuellen Behandlungsplan für Ihren Hund aufstellen.
Zeigt Ihr Hund bereits Schmerzen, benötigt er auf jeden Fall eine adäquate Schmerzbehandlung mit Medikamenten, die gleichzeitig entzündungshemmend wirken (NSAID = nonsteroid antiinflammatory drugs). Wichtig ist, dass Sie die Schmerzmedikamente nicht nur an Tagen geben, an denen es "besonders schlimm" ist, sondern regelmäßig über einen längeren Zeitraum. Nur so lässt sich der Entzündungskreislauf an den Gelenken durchbrechen.
Noch wichtiger ist:
Geben Sie Ihrem Hund keine Schmerzmittel aus Ihrer eigenen Hausapotheke (z.B. Aspirin oder Paracetamol)!
Manche Hunde benötigen auch Kortison, um das Entzündungsgeschehen in den Griif zu bekommen. Manchmal werden kortisonhaltige Medikamente direkt in ein erkranktes Gelenk gespritzt.
Zusätzlich zur Behandlung mit Entzündungshemmern bzw. Schmerzmedikamenten können gelenkunterstützende Nährstoffe (DMOA = disease modifying osteoarthritis agents) die Gelenkfunktion unterstützen. Sie stellen wichtige Bausteine für den Gelenkstoffwechsel zur Verfügung.
Klassische gelenkunterstützende Nährstoffe als Ergänzung zur Arthrosetherapie bei Hunden sind:
- die Glykosaminoglykane (GAG) Glukosamin und Chondroitinsulfat (häufig in Kombination mit Mangan)
- Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, z.B. EPA und DHA
- Antioxidanzien, z.B. Vitamin E
Sehr häufig wird Grünlippmuschelxtrakt (GLM) in Spezialfutter oder Nahrungsergänzungen für Hunde mit Arthrose eingesetzt. Die neuseeländische Grünlippenmuschel enthält einen Cocktail aus GAG, Omega-3-Fettsäuren, Aminosäuren, Vitaminen und Mineralstoffen.
Näheres zu gelenkunterstützenden Nährstoffen finden Sie in unserer Rubrik Ernährungsinfos unter "Welche Nährstoffe unterstützen die Gelenkgesundheit?"
Bei bestimmten Gelenkerkrankungen wie beispielsweise einer Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose) ist eine Operation möglich, bei der Hüfte sogar das Einsetzen eines künstlichen Gelenks.
Wie kann ich meinem Hund bei Arthrose noch helfen?
Sie können nicht nur dafür sorgen, dass Ihr Hund konsequent gegen Schmerzen behandelt wird und gelenkunterstützende Nährstoffe erhält, sondern Ihm durch verschiedene Maßnahmen den Alltag weiter erleichtern.
Als erstes sollte Ihr Hund abnehmen, sofern er Übergewicht hat, denn jedes überflüssige Gramm Körpergewicht belastet die angeschlagenen Gelenke um ein Vielfaches mehr. Mehrere Studien konnten zeigen, dass eine Reduktion des Übergewichts die klinischen Symptome deutlich verbessert, auch wenn es sich "nur" um mäßiges Übergewicht handelte.
Ebenso wichtig ist, dass Ihr Hund genügend Bewegung bekommt, ohne seine Gelenke dabei zu überlasten. Für Arthrosepatienten gilt das Motto "mäßig aber regelmäßig". Also lieber eine halbe Stunde ruhig spazieren gehen als zehn Minuten Bälle werfen, wobei der Hund häufig schnell losflitzt und abrupt abstoppt.
Wie viel Bewegung Ihr Hund verträgt, hängt von der Schwere der Gelenkerkrankung ab. Bitte lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt zu dieser Frage beraten. Auch eine spezielle Physiotherapie mit Massagen, Wärmeanwendungen und Mobilisierungstechniken ist für viele Arthrosepatienten sehr hilfreich. Sie kann Verspannungen lösen, Schmerzen lindern und die Muskulatur stärken, sodass die Gelenke beweglicher und stabiler bleiben.
Zum täglichen Wohlbefinden Ihres Hundes trägt ein warmer, zugfreier, weicher Liegeplatz sehr viel bei.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Arthrosepatient von lebhaften Artgenossen möglichst in Ruhe gelassen wird — sei es auf dem Spaziergang oder zuhause, falls Sie mehrere Hunde besitzen — da der Hund sonst leicht gestresst wird und chronische Schmerzen eben auch aggressiv machen können.
Wie kann man Gelenkerkrankungen bei Hunden vorbeugen?
Damit es gar nicht erst zu Gelenkproblemen kommt, können Sie mit folgenden Maßnahmen frühzeitig gegensteuern:
- Der Schlüssel zu gesunden Gelenken ist ein gesundes Wachstum. Deshalb sollten Hundewelpen ein speziell an die Ernährungsbedürfnisse in der Wachstumsphase angepasstes Hundefutter bekommen. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag "Die beste Ernährung für Hunde im Wachstum".
- Besonders bei Welpen großer Hunderassen oder Riesenrassen sollten Sie während der Wachstumsphase darauf achten, gelenkbelastende Bewegungen zu vermeiden (z.B. Treppensteigen, ins Auto springen) bzw. einzuschränken.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Hund kein Übergewicht entwickelt, denn überflüssiges Gewicht belastet täglich jedes Gelenk bei jeder Bewegung. Wie das geht, lesen Sie im Beitrag "Die häufigsten Fehler bei der Hundefütterung."
- Achten Sie darauf, dass Ihr erwachsener Hund sich täglich möglichst viel bewegt. Ruhige, gleichmäßige Bewegungen (z.B. Schwimmen oder am Fahrrad Traben) sind besser für die Gelenke als wildes Herumspringen.
- Bringen Sie Ihren Hund jedes Jahr zum Gesundheits-TÜV beim Tierarzt, um jegliche Erkrankungen frühzeitig erkennen zu können.
- Passen Sie die Fütterung Ihres Hundes jeweils an das Alter und die Lebensumstände an.
- Wenn Ihr Hund ein erhöhtes Arthroserisiko hat — beispielsweise augfrund von Gelenkverletzungen oder Gelenkerkrankungen — sollte er auf jeden Fall ein mit gelenkunterstützenden Nährstoffen angereichertes Spezialfutter bekommen (z.B Royal Canin Mobility oder Hill´s j/d Canine).
- Große Hunde mit rassebedingter Arthroseneigung und Hunde der Riesenrassen sollten ebenfalls ein gelenkunterstützendes Futter bzw. eine entsprechende Nahrungsergänzung bekommen.
Dr. Hölter wünscht gute Besserung!