Tierarztwissen: Zuckerkrankheit bei Hund und Katze
Tierarztwissen
Tierkrankheiten

Diabetes mellitus

Zuckerkrankheit bei Hund und Katze

Ständiger Durst, ständiger Hunger und trotzdem verliert Ihr Tier an Gewicht? Vielleicht steckt eine Zuckerkrankheit dahinter. Sie wird auch bei Hunden und Katzen immer häufiger.

Erstellt am: 31. Juli 2013 - Aktualisiert am: 20. Februar 2024 von Dr. Hölter Tierärzteteam
zuckerkranke Katze mit großem Durst trinkt aus dem Wasserhahn

Was ist die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)?

Die Zuckerkrankheit ist auch bei Hunden und Katzen eine häufig vorkommende hormonelle Erkrankung. Ihr lateinischer Name "Diabetes mellitus" bedeutet "süßer Durchfluss" und stammt aus der Zeit, als Ärzte noch den Urin ihrer Patienten kosten mussten, um die Zuckerkrankheit zu diagnostizieren. Da zuckerkranke Menschen und Tiere Zucker (Glukose) mit dem Harn ausscheiden, schmeckt ihr Urin süßlich. Glücklicherweise sind solche Untersuchungsmethoden längst überholt.

Bei einem Diabetes mellitus besteht ein Mangel an dem Hormon Insulin. Weil Insulin dafür zuständig ist, Zucker (Glukose) in die Körperzellen zu schleusen, sammelt sich bei Insulinmangel Zucker im Blut und im Urin an. Der Zucker im Urin zieht Wasser, sodass zuckerkranke Hunde und Katzen viel Harn ausscheiden und viel trinken müssen, um nicht auszutrocknen. Sie haben meist viel Hunger, nehmen aber trotzdem ab, weil die Energie aus der Nahrung nicht in die Körperzellen gelangt —— der "Türöffner" Insulin fehlt.

Haben Hund und Katze auch verschiedenen Diabetes-Typen?

Ähnlich wie beim Menschen unterscheiden Mediziner auch bei Hund und Katze zwischen einem:

  • insulinabhängigen Diabetes (Typ-1-Diabetes, auch IDDM = insulin-dependent diabetes mellitus) und einem
  • insulinunabhängigen Diabetes (Typ-2-Diabetes, "Altersdiabetes", NIDDM)

Beim insulinabhängigen Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig (oder gar kein) Insulin, während beim Typ-2-Diabetes eigentlich ausreichend Insulin produziert wird, die Zellen aber schlechter darauf ansprechen. Diese "Insulinresistenz" der Gewebe, führt zu einem relativen Insulinmangel: die normale Menge Insulin ist zu wenig, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.

Bei der Zuckerkrankheit von Hund und Katze ist der insulinabhängige Diabetes am häufigsten. Der Typ-2-Diabetes spielt —— anders als beim Menschen —— nur eine untergeordnete Rolle. Da immer mehr Tiere übergewichtig sind und sich quasi eine Insulinresistenz anfuttern, scheint er aber gerade bei Katzen auf dem Vormarsch zu sein.

Wie entsteht Diabetes bei Tieren?

Meist ist die Ursache eine Schädigung oder Zerstörung der insulinbildenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Es wird weniger oder kein Insulin mehr produziert (insulinabhängiger Diabetes). Wie es zu dieser Schädigung kam, lässt sich oft nicht mehr nachvollziehen. Manchmal ist eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) verantwortlich.

Eine familiäre (genetische) Veranlagung zum Insulinmangel (wie bei zuckerkranken Kindern) gibt es bei manchen Hunderassen, bei Katzen ist dies noch nicht ausreichend erforscht. Laut amerikanischen Statistiken sind auffallend viele kleine Hunderassen gefährdet, z.B:

  • Zwerg- und Mittelschnauzer
  • Bichon frisé
  • Spitz
  • Fox Terrier
  • Zwergpudel, Toy Pudel
  • Malteser
  • Lhasa Apso
  • Yorkshire Terrier
  • Mops

Bei Tieren relativ häufig ist eine Abschwächung der Insulinwirkung durch Sexual-Hormone oder andere Hormone (Cortisol). Deshalb kann eine Zuckerkrankheit durch eine Kastration manchmal sogar geheilt werden; betroffene Tiere bleiben aber anfällig für die Erkrankung. Kortisonhaltige Medikamente können eine Insulinresistenz auslösen und sollten deshalb bei erhöhten Blutzuckerwerten nach Möglichkeit abgesetzt werden.

Achtung: Setzen Sie Kortisonpräparate niemals plötzlich ab! Ihr Tierarzt wird Ihnen erläutern, wie Sie die Kortisontherapie langsam ausschleichend beenden, um Stoffwechselstörungen  zu vermeiden.

Auch Übergewicht spielt wie schon erwähnt eine Rolle. Es kann zu einer Insulinresistenz und zur Erschöpfung der Beta-Zellen führen. Ein schweizer Studie konnte 2012 nachweisen, dass übergewichtige Kitten bereits mit 8 Monaten eine Insulinresistenz zeigten.

Wie bemerkt man die Zuckerkrankheit?

Erste Anzeichen bei Hunden und Katzen sind gesteigerter Durst (Polydipsie) und vermehrter Urinabsatz (Polyurie). Trotz guten Appetits sinkt das Körpergewicht. Auch Tiere, die anfänglich übergewichtig waren, können regelrecht abmagern. Viele haben ein trockenes, glanzloses Fell. Ist durch den Diabetes eine sogenannte Ketoazidose (siehe unten) entstanden, ist der Hund oder die Katze apathisch, hat keinen Appetit und erbricht eventuell.

Durch Laboruntersuchungen (Blut, Urin) wird die Diagnose gesichert.

Blutuntersuchungen bei Diabetes

Für die Blutuntersuchung müssen Hund und Katze nüchtern sein, da der Nüchtern-Zuckerwert (Glukosewert) bestimmt wird. Zusätzlich wird vor allem bei Katzen ein sogenannter Langzeitzuckerwert gemessen, da allein die Aufregung durch die Blutentnahme den Glukosewert in die Höhe treiben kann. Bei Tieren versteht man unter "Langzeitzuckerwert" den Fruktosamin-Wert, nicht wie beim Menschen den HbA1c-Wert.

Mithilfe eines sogenannten Oralen Glukose-Toleranztests (OGT) wird genau wie beim Menschen überprüft, wie gut der Organismus den Blutzuckerspiegel regulieren kann. Der Hund oder die Katze bekommt eine bestimmte Menge Zuckerlösung und nach 1, 2 und evtl. 3 Stunden wird der Blutzuckerwert gemessen. Er sollte sich innerhalb von zwei Stunden nach der Zuckeraufnahme normalisiert haben.

Normalwerte bei Hund und Katze:

  • Serumglukose: 3,1–6 mmol/l bzw. 56–108 mg/dl
  • Fruktosamin: 374 µmol beim Hund; 340 µmol bei der Katze
  • OGT: höchster Glukosewert < 8,9 mmol/l (nach 1 Std), nach 2 Std < 7 mmol/l

Außerdem wird das Blut auf Anzeichen von Grunderkrankungen oder Komplikationen untersucht, die häufig mit Diabetes in Verbindung stehen. So werden beispielsweise Cholesterinwert, Bauchspeicheldrüsenenzyme und Leberenzyme bestimmt.

Auch der Insulinwert kann bestimmt werden, um zwischen einem insulinabhängigen und einem insulinunabhängigen Diabetes zu unterscheiden. Diese Untersuchung ist aber nicht Standard. Eventuell sind weitere Tests nötig, um hormonelle Erkrankungen wie einen Zusammenhang mit der Läufigkeit (erhöhte Progesteronwerte), ein Cushing Syndrom (v.a. bei Hunden) oder einen Überschuss an Wachstumshormon (v.a. bei Katzen) auszuschließen.

Wenn das Tier auf Insulin eingestellt wird, sollte anfangs ein Glukose-Tagesprofil erstellt werden. Dies können Sie als Tierhalter eventuell zuhause machen, indem Sie bei Ihrem Hund bzw. Ihrer Katze an einem Tag von morgens bis abends alle ein bis zwei Stunden den Blutzucker bestimmen. Manchmal muss das Tier dafür einen Tag lang stationär in der Tierarztpraxis bleiben.

Urinuntersuchungen bei Diabetes

Der Urin wird mithilfe von Teststreifen auf seinen Zuckergehalt überprüft und auf das Vorkommen von Ketonkörpern, die ein Anzeichen für eine massive Stoffwechselentgleisung sind (Ketoazidose, siehe unten). Urin enthält normalerweise weder Zucker noch Ketonkörper. Mit denselben Teststreifen sind  Anzeichen einer Harnwegsinfektion (häufige Komplikation bei Diabetes) wie Entzündungszellen oder Blut nachweisbar.

Auch das spezifische Gewicht des Urins wird bestimmt, das durch den hohen Glukosegehalt normalerweise erhöht ist, obwohl die Tiere große Mengen Urin ausscheiden. 

Da Zucker im Urin auch bei Nierenkrankheiten vorkommt, muss manchmal (bei unklaren Blutzuckerwerten) das Urin-Protein-Kreatinin-Verhältnis bestimmt werden. Wird dabei festgestellt, dass der Eiweißgehalt des Urins erhöht ist, ist eine Nierenerkrankung wahrscheinlich.

Kann Diabetes bei Hunden und Katzen geheilt werden?

Meist ist bei betroffenen Hunden und Katzen eine lebenslange Insulintherapie nötig. Bei manchen durch Sexualhormone beeinflussten Diabetesformen kann eine Kastration zur Normalisierung des Zuckerstoffwechsels beitragen. Auch eine Behandlung anderer hormoneller Grunderkrankungen wie z.B. eines Cushing Syndroms bei Hunden kann den Diabetes verschwinden lassen. 

Eine Normalisierung des Körpergewichts und ausreichende Bewegung mildern die Erkrankung oft deutlich. 

Bei etwa jeder fünften Katze verschwindet der Diabetes innerhalb von vier bis sechs Wochen von allein wieder.  Allerdings haben Studien gezeigt, dass diese Katzen eine "subklinische" also symptomlose Diabetesform haben, die unter ungünstigen Umständen wieder zu einem insulinpflichtigen Diabetes werden kann.

Muss bei Hunden und Katzen ein Diabetes mit Insulin behandelt werden, oder helfen auch Tabletten?

In aller Regel muss die Therapie mit Insulin-Injektionen erfolgen. Orale Antidiabetika in Tablettenform, die bei Menschen mit Typ-2-Diabetes eingesetzt werden, helfen nicht. Ebenso wichtig ist auch bei Hund und Katze eine strenge Diabetikerdiät. Bei konsequenter Fütterung eines Spezialfutters für Diabetiker ist oft mit einer geringeren Insulindosis eine gute Einstellung des Blutzuckerspiegels möglich. In leichten Fällen reicht eine Diät mit einem guten Diätfutter als Therapie aus.

Welche Rolle spielt die Fütterung bei zuckerkranken Hunden und Katzen?

Die Einhaltung einer Diabetes-Diät spielt bei Tieren eine ebenso große Rolle wie bei menschlichen Diabetikern. Sie senkt in der Regel den Insulinbedarf oder macht das Spritzen sogar überflüssig. Dank hochwertiger Diätfutter für diabetische Tiere müssen Sie aber glücklicherweise nicht anfangen "Broteinheiten" zu zählen.

Die Fütterung zuckerkranker Tiere hat einen so hohen Stellenwert bei der Behandlung, dass wir diesem Thema zwei eigene Artikel gewidmet haben:

Eine schnelle Übersicht zur Fütterungstechnik bei zuckerkranken Tieren finden Sie in der Rubrik Ernährungsinfos:

Was Spezialdiäten für Diabetiker bewirken und worauf Sie beim Kauf achten sollten, finden Sie bei den Ernährungsinfos unter:

Wie wird der Blutzuckerspiegel bei Hunden und Katzen eingestellt?

Manchmal kann es nötig sein, das Tier zur Insulineinstellung stationär aufzunehmen. Dabei wird unter kontrollierten Diätbedingungen die benötigte Insulinmenge ermittelt. Die Insulingaben müssen dann zu Hause entsprechend dem Behandlungsplan fortgesetzt werden.

Eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle ist mit den kleinen Humangeräten inzwischen auch zuhause relativ problemlos möglich. Sie als Tierbesitzer können also eventuell nach tierärztlicher Anleitung selbst ein Glukose-Tagesprofil Ihres Hundes oder Ihrer Katze erstellen und seine Insulintherapie überwachen. 

Ob der Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist, erkennen Sie nicht nur an der Normalisierung der Blutzuckerwerte sondern auch daran, dass Symptome wie dauernder Durst und Heißhunger verschwinden und Ihr Tier wieder mehr Lebensfreude zeigt.

Wichtige Faktoren bei der Blutzuckerkontrolle sind nicht nur das regelmäßige Insulinspritzen, sondern auch eine Diabetikerdiät sowie ein ausgeglichener Tages- und Fütterungsablauf.

Wann sollte ich meinem Hund bzw. meiner Katze das Insulin spritzen?

Der Tierarzt entscheidet wie oft und in welcher Menge das Insulin verabreicht wird. Ideal wäre eine Verabreichung vor der Mahlzeit. Um aber gefährliche (bis lebensbedrohliche ) Unterzuckerungen zu vermeiden, empfehlen wir eine Insulinbehandlung im Anschluss an die Mahlzeit. Stellen Sie bevor Sie Ihrem Hund bzw. Ihrer Katze das Insulin spritzen sicher, dass Ihr Tier gefressen hat und dass es wirklich die ganze Futterportion zu sich genommen hat. Nur dann passt die berechnete Insulinmenge. Falls es nicht die gesamte Futtermenge aufgenommen hat, müssen Sie die Insulindosis entsprechend anpassen.

Lassen Sie im Zweifel eher mal eine Insulindosis ausfallen und fragen Sie lieber einmal öfter bei Ihrem Tierarzt nach, was Sie tun sollen. Eine ausgefallene Insulindosis hat weniger schwerwiegende Konsequenzen als eine Insulinüberdosierung.

Was kann ich tun, wenn mein Tier eine Unterzuckerung hat?

Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) entsteht beispielsweise durch eine Überdosis Insulin bzw. eine zu geringe Futteraufnahme nach der Insulingabe oder durch übermäßige Anstrengung.

Erste Anzeichen einer Unterzuckerung bei Hund oder Katze sind oft auffällig ruhiges Verhalten oder ein schwankender Gang. Bei starker Unterzuckerung werden die Tiere bewusstlos und können im schlechtesten Fall sterben.

Sofern Ihr Tier noch bei Bewusstsein ist und schlucken kann, sollten Sie ihm als Erste-Hilfe-Maßnahme Zucker verabreichen — z.B. in Form von Traubenzucker, Honig, Zuckerwasser (evt. mit Einmalspritze) oder süßen Keksen. 

Unterzuckerung ist ein Notfall! Bringen Sie Ihr Tier bitte umgehend zum nächstgelegenen Tierarzt.

Zur Sicherheit sollten Sie immer etwas Süßes dabei haben, wenn Sie mit Ihrem Zuckerkranken Tier unterwegs sind. Bewährt hat sich, eine Hotelportion Honig mitzunehmen und dem Tier im Notfall ins Maul zu schmieren.

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